Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein
Wolfgang Dreide, Recklinghausen
Der Autor legt unter dem Titel „Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein – 50 Jahre Arbeitgeberverband TGL Nordrhein – (1952-2002)“ kenntnisreich ein Buch vor, das nicht allein aufgrund seiner Materialfülle dem Praktiker wertvolle Informationen über die Genese und die Aktualität der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter bietet.
Die Veröffentlichung bietet in ihren insgesamt 12 Kapiteln einen Überblick über die Geschichte der Tarifgemeinschaft Nordrhein, das Tarifvertragsrecht und Rechtsfragen aus und für den Alltag. Zur Geschichte gehört die Darstellung der Opposition ebenso wie die Vorstellung einzelner Personen, die für die Tarifgemeinschaft von besonderer Bedeutung sind. Merkblätter, Bundes-rahmentarifvertrag und Satzungen runden das Bild ab.
Neben der historischen Aufarbeitung des Themas werden wertvolle Hinweise für die betriebliche Praxis von Apotheken geboten. Schnell wird deutlich, dass ein profunder Kenner die Aufgabe übernommen hat, in einer beeindruckenden Weise den Wurzeln, den Verästelungen, Strömungen und Gegenströmungen nachzuspüren. Wohltuend ist die Auflockerung der Darstellung des „trockenen“ Tarifrechts durch historische Herleitungen, Dokumente und humorvolle Beiträge wie z.B. die Ballade des Apothekers Justus.
Dem Autor ist es gelungen, ein zunächst wenig zugängliches Thema, wie es das Recht allgemein und das Tarifrecht speziell darstellt, so aufzubereiten, dass auf leicht verständliche Weise ein kurzer informativer Überblick über die verschiedenen Aspekte möglich ist.
Aus Sicht des Lesers, der sich erstmals mit der Geschichte der Tarifgemeinschaft und dem Tarifrecht befasst,
stellt dieses Buch gut strukturiertes historisches Material zur Verfügung und verzichtet weitgehend – was nicht immer selbstverständlich ist – auf eine für Fachfremde unbekannte Terminologie.
Der Rezensent hätte sich jedoch gewünscht, dass das Verhältnis der Tarifgemeinschaft der Apothekenmitarbeiter zur Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter intensiver beleuchtet worden wäre.
Das aufwendig gestaltete 299 Seiten umfassende Buch bietet eine Fülle von Informationen. Der Personenindex erleichtert das schnelle Auffinden des Namens im Text.
Dem Autor ist für seine engagierte Arbeit zu danken. Die Veröffentlichung wird hoffentlich nicht Wenige anregen, sich dieses Themas intensiver anzunehmen.
Apotheken-Magazin 20 (2002) April 16f
50 ]ahre Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (Auszug)
Wilhelm Gössling, Dinslaken
Fünfzig Jahre TGL Nordrhein, das ist ein wichtiges Stück der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Gesundheitswesens und der Selbstverwaltung innerhalb der freien Berufe. Um diesen wichtigen Aspekt der Vermittlung zwischen den Tarifparteien einem interessierten Leserkreis näherzubringen, beauftragte die TGL Nordrhein den Pharmaziehistoriker, Apotheker Dr. Holger Goetzendorff, damit, zum Jubiläum einen historischen Überblick über die fünfzigjährige Geschichte der TGL Nordrhein zu erstellen. Herausgekommen ist dabei eine rund 300 Seiten starke Zusammenfassung, in der sich die zeitgeschichtliche Komplexität der Tarifpolitik in Apotheken wiederspiegelt.
Historie
Goetzendorff beginnt mit einer Darstellung der Situation Deutschlands nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945. Die Siegermächte des zweiten Weltkrieges hatten alle Reichsgesetze außer Kraft gesetzt. Davon war auch die Reichstarifordnung von 1943 betroffen, die bis dato die Bezahlung auch von approbierten Mitarbeitern in Apotheken geregelt hatte. lm zerstörten Deutschland bestanden zunächst keinerlei Vereinbarungen über die Höhe von Löhnen und Gehältern für Apothekenmitarbeiter.
Erste Hinweise auf die Regelung von Tariffragen finden sich in einem Protokoll der Vorsitzenden der Apothekerkammern der britischen Besatzungszone vom 7. August 1946. Die Geschäftsstelle des damaligen Apothekerkammer-Ausschusses hatte ein Arbeitspapier erstellt, in dem alle regelungsbedürftigen Punkte zusammengestellt waren. Unter dem Punkt 8 wird die Bearbeitung von Sozialfragen, Tarifen und anderen neu zu regelnden Sachverhalte im Zusammenhang mit Mitarbeitern aufgelistet. Immerhin dauerte es dann noch bis zum Mai 1948, bis die erste Tarifkommission in der damaligen Rhein-provinz gebildet werden konnte. Sie war ein Anhängsel des neu gegründeten Apothekervereins. Mit Sorgfalt trug der Autor der Festschrift Fakten und Zeitdokumente zusammen, die den Leser den Vorlauf der Entwicklung der ab dem Jahre 1952 vom Apothekerverein Nordrhein abgekoppelten, eigen-ständigen TGL Nordrhein lebensnah miterleben lassen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass erst nach der Bildung einer bundesweit auftretenden Tarifgemeinschaft der Angestellten (TGA) die bis dahin für sich selbst agierenden Ländertarifgemeinschaften der Apothekenleiter sich zu einem bundesweiten Zusammenschluss und einem gemeinschaftlichen tarifpolitischen Vorgehen unter dem Dach der „Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter im Bundesgebiet“ (TGLi B) zusammenfanden.
An die Darstellung der Entstehungsgeschichte der eigenständigen TGL Nordrhein schließt sich in der Festschrift ein geschichtlicher Überblick der inneren Abläufe in der TGL Nordrhein an. Dabei nutzt der Autor Archivmaterial der TGL Nordrhein, wobei er mit einem Augenzwinkern die kleinen, bisweilen lustigen Alltäglichkeiten in einer so sympathischen Art und Weise aneinanderreiht, dass ein geradezu humorvoller, den Leser amüsierender Zwischenspann in die ansonsten spannende Entwicklung der TGL Nordrhein einfließt.
Solche amüsierenden Zwischenpassagen wiederholen sich durchgängig und lassen das Lesen, eines an sich trockenen Stoffes, erheiternd werden. Insgesamt stellt diese Festschrift ein wertvolles Stück Zeitgeschichte dar. Umfangreiches Bildmaterial und der Abdruck inzwischen als „alt“ zu bezeichnender Dokumente runden den wertvollen geschichtlichen Teil harmonisch ab.
Wer sich mit der Geschichte der Tarifpolitik der Apotheken seit 1945 befasst, der muss dabei beachten, dass es in der nunmehr fünfzigjährigen Tradition der TGL Nordrhein bisher niemals einen Tarifkonflikt gegeben hat, der zu einer Streiksituation geführt hätte. Nicht zuletzt ein Verdienst des „Tarif-Keller“, der seit dem Jahre 1957 als Vorsitzender der TGL Nordrhein ganz wesentlich an der Geschichte dieses Arbeitgeberverbandes gestaltend mitwirkt.