Berufspolitik unter dem roten A

Pharm. Ztg. 156 (2011) 3832

Das rote A im Blick

Wolfgang Dreide, Recklinghausen

Der Autor Holger Goetzendorff legt inhaltlich und aus ungewohntem Blickwinkel betrachtet, eine lesenswerte Veröffentlichung vor. Das Buch beeindruckt durch die thematische Bandbreite ebenso wie durch seine ästhetische Gestaltung.

Das Buch ist in 20 Kapitel unterteilt, die Aspekte der Berufspolitik unter dem roten A werden auch für den nicht Sachkundigen verständlich und kenntnisreich beschrieben.

Im Anschluss an das Vorwort von Thomas Preis, dem Vorsitzenden des Apothekerverbandes Nordrhein, erwarten den Leser Beiträge zu unterschiedlichen Themen. Darunter ist eine Befragung des Instituts für Handelsforschung in Köln, aus der hervorgeht, dass die Apotheker überwiegend weiter als freie Heilberufler tätig sein wollen. Unter der Überschrift Regionale Medien- und Öffentlichkeitsarbeit wird das Pressesprechersystem der Apothekerkammer Nordrhein vorgestellt, das Gesundheitsexperten und Journalisten zusammengebracht hat. Zum Thema Vertraulichkeit der Beratung werden Einrichtungsvorschläge und eine Planungshilfe – auch für kleinere Apotheken – abgebildet. Erstmals wird Datenmaterial zum Einkaufsverhalten im Nacht- und Notdienst veröffentlicht, das den Aufwand in der Apotheke veranschaulicht.

Die vielen Abbildungen in den Kapiteln Schaufenstergestaltung, Werbeplakate der Farbenfabriken Bayer und Apothekenwahrzeichen verleihen dem Buch Bildbandcharakter. Durch die Darstellung rechtlicher Sachverhalte wird der Leser wieder zurück in den Apothekenalltag geholt. Weitere Themen des Buches seien hier nur kurz erwähnt: Leistungsgerechte Bezahlung, Phar-maziegeschichtsschreibung, Sozialpharmazie und Berufspolitik sowie Apothekenüberwachung. Ein Quellenverzeichnis erarbeitet aus der Durchsicht von 1000 Fachzeitschriften, bietet Literaturzitate zu jedem Aspekt der Standespolitik. Die Berufspolitik als Leistung des Berufsstandes und nicht als Synonym für Streit mit Kostenträgern und Politik verdient Anerkennung. Das Buch sei deshalb all denen in die Hand gelegt, die sich mit Berufspolitik beschäftigen.

Holger Goetzendorff: Berufspolitik unter dem roten A. 354 Seiten, 154 Abbildungen (davon 104 in Farbe). Halbleinen, gebunden, 2. Auflage, Pulheim, 2011.


Pharmaziehistorische Bibliographie (PhB), (20) 2012 24

Berufspolitik unter dem roten A

Axel Helmstädter, Marburg

Als Amtsapotheker, Pharmaziehistoriker, Unternehmer und Publizist hat Holger Goetzendorff die Entwicklung der Pharmazie in Deutschland, aber auch weltweit seit Jahrzehnten intensiv verfolgt. Ausfluss dieser Erfahrungen und eines weitreichenden berufspolitischen Interesses sind die in dem vorliegenden repräsentativen Band zusammengetragenen Aufsätze. Aus ihnen spricht der Wunsch, dass der Apotheker nicht als Iästiger Kostenfaktor, sondern mit seinen Leistungen und patientennahen Angeboten wahrgenommen werden müsse. Wahrnehmung und Darstellung des Apothekerberufs sind zentrale Anliegen des Herausgebers, die sich wie rote Fäden durch die recht heterogenen Beiträge ziehen. Einem initialen Plädoyer für die unabhängige und heilberuflich orientierte öffentliche Apotheke (von Peter Szynka) folgt eine kurze Biographie des Duisburger Standespolitikers Hans Joachim Keller, der 50 Jahre lang in verschiedenen Positionen für die Apothekerschaft tätig war. Es folgen Darstellungen wichtiger berufspolitischer Anliegen wie einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit (von Daniel Hartmann), der Vertraulichkeit der Patientenberatung in Of?zinen, dem Umgang mit Nacht- und Notdienst oder einer leistungsorientierten Bezahlung von Apotheken-mitarbeitern (von Heidrun Hoch). Langjährigen Spezialgebieten Goetzendorffs sind weitere Kapitel gewidmet, die sich mit der Geschichte des Apothekenwahrzeichens sowie der pharmazeutischen Schaufenstergestaltung (von Peter Lepke) und industriellen Plakatwerbung beschäftigen. Zu letzterem Bereich liefert der Herausgeber eine große Zahl eindrucksvoller und bisher selten gezeigter Illustrationen, von denen viele aus dem Bayer-Archiv stammen. Zum Apothekenwahrzeichen, über das bereits mehrfach publiziert wurde, liefert der vorliegende 75-seitige Beitrag neue spannende Details. Dem besonderen Interesse Goetzendorffs geschuldet ist eine in dieser Weise neuartige Übersicht über Aufbau und Charakter pharmaziehistorischer Literatur seit dem I8. Jahrhundert sowie eine kurze Diskussion von „Grundfragen der Pharmaziegeschichte“. Fremdautoren wiederum stellen zwei weniger bekannte pharmazeutische Tätigkeitsfelder vor, die Sozialpharmazie (von Udo Puteanus) und die Arbeit in Behörden (von Ute Stapel). Ein autobiographisch orientiertes Kapitel zu Projekten Goetzendorffs als (vornehmlich, aber keineswegs nur) „Amtsapotheker im Bergischen Land“ beschließt den aufwendig hergestellten und repräsentativen Band. In Form und Inhalt begegnet hier sicherlich eine ungewöhnliche Darstellung, die aber dennoch (oder gerade deswegen?) horizonterweiternde Ansätze bietet.

Entsprechend empfiehlt auch der als Pharmaziehistoriker ausgebildete Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, in einem Vorwort eine erkenntnisreiche Lektüre. Ein vergleichsweise moderater Preis zeugt von der eher ideellen Mission des Herausgebers und dürfte der Verbreitung dienen.

Goetzendorff, Holger (Hrsg.): Berufspolitik unter dem roten A. Pulheim: Eigenverl. d. Verf., 2. Aufl. 2011. ISBN 978-3-00-033853-3.